Georg Rohlfing
Ich bin sicher, daß jeder aufmerksame Beobachter, der dieser Künstlerin in ihrem Schaffen begegnet, die ausgeprägte Hingabe und Sensibilität bemerken wird, mit der Farbe und Stofflichkeit von industriell produzierten Gebrauchsmaterialien zu Kunstwerken komponiert und inszeniert werden. Und in der Tat scheint sich eben dieses besondere Interesse als ein Leitfaden durch die künstlerische Arbeit zu ziehen.
Wenn alles Bewußtsein durch die Sinne erfahren wird und der wahre Charakter der Dinge durch Freistellung des Wesentlichen offengelegt wird, kann ich dieses verborgene Wissen in der künstlerischen Arbeit von Christel Fetzer wiedererkennen.
Die Verdrängung des Malerischen aus den Bildwerken schafft den Freiraum, in dem industriell produzierte Farbtöne ihre Selbstständigkeit zurückerlangen. Durch zusätzliche Inszenierung, beispielsweise durch die Aufpolsterung von PVC-Folien, wird die Materialität betont, die Farbfläche wird in die räumliche Dimension erhoben, und somit das haptische Sensorium gleichsam in die optische Wahrnehmung integriert. In scheinbar schlichter Einfachheit werden raumfüllende Konstruktionen erschaffen, im Zusammenspiel mit abstrahierten Zeichensystemen entstehen Farbräume und optische Signale.
Durch Wiederverwendung und Variation gelingt eine künstlerische Wertschöpfung, die einen zielgerichteten Prozeß durchläuft. Hier entstehen keine geheimnisvollen oder mystischen Kontexte. Alles ist klar erkennbar. Die Arbeit bedient sich einer gestalterischen Ausdrucksform, in der Inszenierung als Offenlegung und Reduzieren in eben jenem Sinn von Konzentration verstanden werden kann, die notwendige Voraussetzung jeglicher Sensibilisierung für elementare Wahrheit ist.
(Eine Betrachtung von Jakob Möhring)